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Selbstführung statt Selbstoptimierung – Gelassener und erfüllter durch den Tag. 


Warum es sich lohnt und wie es gelingt. Mit Julia im Interview.

Die To-Do-Liste wächst, der nächste Geburtstag steht vor der Tür, das Kind wird krank. Gleichzeitig passieren belastende Dinge auf der Welt. Der Alltag fordert uns. Wie können wir gut damit umgehen, ohne unterzugehen? Wie kann uns Selbstführung dabei helfen und welche konkreten Tools gibt es? Im Gespräch mit Julia Lindner, systemische Personal und Business Coach, haben wir darüber gesprochen, wie wir bewusst unser Leben gestalten können, unsere Lebensqualität steigern und besser durch turbulente Zeiten kommen.

Hallo Julia, nice to meet you!

K: Liebe Julia, vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, mit mir über Selbstführung zu sprechen. Tatsächlich hat uns der Zufall und die Positive Psychologie zusammengeführt. Und seit fast zwei Jahren sind wir nun immer im regelmäßigen Austausch! Das finde ich wunderbar. Wir beide haben Positive Psychologie studiert und Julia, du hast danach noch eine Coaching- Ausbildung gemacht. Und das in Elternzeit mit dem zweiten Kind. Dafür hast du meinen höchsten Respekt! Aber erzähl doch am besten selbst kurz etwas über dich.

J: Liebe Kristina, wie schön, dass wir gemeinsam auf deinem Blog ein so wichtiges Thema besprechen, zu dem ich eigentlich fast aus der Not herausgekommen bin.

Beruflich komme ich aus der Welt der Kommunikation. Ich habe mich allerdings sowohl im Studium als auch privat immer auch mit psychologischen Themen beschäftigt. Als ich nach meiner ersten Elternzeit zwischen Kind, Job und diversen Verpflichtungen fast aus der Kurve geflogen wäre, habe ich in einem Urlaub in den Bergen Österreichs beschlossen, dass ich etwas ändern muss. Ich wollte nicht mehr nur funktionieren. Ich wollte wieder Lebensfreude spüren. Auch ein besseres Vorbild für meine Tochter sein.

Und so kam ich auf die Positive Psychologie. Da wurde mir ziemlich schnell klar: Ich bin zum größten Teil selbst verantwortlich für mein Leben. Situationen und andere Menschen können wir nicht ändern, aber wir haben Einfluss darauf, wie wir fühlen, denken und handeln. Und darin liegt unglaublich viel Gestaltungsspielraum. Mich selbst besser führen heißt für mich, viel mehr bei mir zu sein – statt mich weg von mir selbst in irgendeine Richtung zu optimieren.

Beruflich kommt inzwischen zusammen, was zusammengehört: Coaching, Psychologie, Kommunikation und ich. Und ich bin sehr glücklich mit meinem Lebensmix.

Was Selbstführung ist

K: Spannend! Aber genug über uns, jetzt geht’s ans Eingemachte. 🙂 Lass uns ein bisschen über Selbstführung sprechen. Für mich bedeutet Selbstführung der richtige Umgang mit sich selbst. Ich glaube, gerade als Mama, so wie wir, ist das eine ganz schöne Herausforderung. Was ist der Kern der Selbstführung?

J: Für mich ist der Kern: das eigene Leben bewusst zu gestalten. Weg von langen To Do Listen hin zu dem, was mir wirklich wichtig ist und zu mir passt.

Die Facetten der Positiven Selbstführung wie z.B. seine eigene Energie besser zu managen statt nur die Zeit, helfen, unseren privaten sowie beruflichen Alltag besser zu bewältigen. So dass wir ihn mit Freude und Leichtigkeit gestalten – statt auszubrennen. ​Dann können wir aus einer inneren, mentalen Stärke heraus viel besser agieren.

K: Das Konzept stammt ja ursprünglich von McKinsey. Warum hat sich denn die Unternehmensberatung damit beschäftigt?

J: Genau, das Konzept der positiven Selbstführung stammt ursprünglich von McKinsey’s „Centered Leadership“. Es lässt sich aber auch wunderbar auf das Privatleben übertragen. Die Unternehmensberaterin Joanna Barsch fragte sich gemeinsam mit namhaften Wissenschaftlern der Positiven Psychologie, was erfolgreiche und gleichzeitig glückliche Führungskräfte anders machen. Und die Antwort war nicht das Geld auf dem Konto oder die Anzahl der Arbeitsstunden, sondern ganz andere Aspekte.

K: Welche sind das?

J: Im Kern sind es fünf verschiedene Bereiche, die gleichzeitig alle zusammenhängen. Zum einen geht es um das Kennenlernen eigener Stärken und Werte. Konkret: Welche Tätigkeit passt zu dem, was mir leicht fällt und das mein Wertesystem widerspiegelt? Daran schließt auch die Frage, wie wir im Alltag, in dem, was wir tun, mehr Sinn erleben können. Das nächste wichtige Thema ist die Energie: Welche Energiequellen habe ich und wie kann ich meine Energie statt nur meine Zeit managen. Das war für mich persönlich ein richtiger Game Changer. Im Bereich des sogenannten Framings geht es um den Umgang mit schwierigen Situationen und wie ich z.B. durch Perspektivwechsel solche besser meistern kann. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Bedeutung guter Beziehungen und gelungener Kommunikation. Und der letzte Themenbereich beschäftigt sich mit der Kraft motivierender Ziele und wie ich leicht in die Umsetzung komme.

Ich finde, das sind alles menschliche Kernkompetenzen, die wir in einer sich immer schneller wandelnden und digitalisierten Welt mehr denn je brauchen. Positive Selbstführung kann zu mehr Erfüllung, Effektivität und Resilienz beitragen – und ein ganzes Stück weiter in der persönlichen Entwicklung.

Manage deine Energie mit Selbstführung

K: Du hast ja selbst vor kurzem ein Workbook herausgebracht, in dem es um einen Teilbereich der Selbstführung geht, nämlich um Energie. Worum geht es da genau?

J: Ich habe mich sehr lange mit Zeitmanagement beschäftigt und wie ich möglichst viel in kurzer Zeit schaffe. Für viele ist auch Stress fast schon ein Teil ihrer Identität – das wird gar nicht mehr hinterfragt. Dabei kann nur der Motor heiß laufen. Ist er bei mir auch. Denn Zeit ist eine begrenzte Ressource. Energie hingegen ist eine unterschätzte Kapazität. Zeitmanagement macht mich nicht glücklich. Mich voller Energie und Lebenskraft zu fühlen, hingegen schon. Und oh Wunder, plötzlich schaffe ich auch viel, aber aus einer ganz anderen Kraft heraus. Im Workbook gibt es einen kleinen Test zum Stand der eigenen Energie und ein Selbstcoaching für mehr Energie im Alltag.


Das Workbook findest du auf Julias Website: https://julialindner.de/ 

 

K: Und wie gelingt mir das? Wie kann ich meine Energie besser managen? Hast du vielleicht ein paar Tipps für uns?

J: Jeder tankt durch unterschiedliche Dinge auf. Daher ist das Allerwichtigste, sich bewusst zu werden: Was nimmt mir Energie, wo sind meine persönlichen Energieräuber. Das können Gedanken, Tätigkeiten aber auch Menschen sein. Um sich dann auf die Suche zu begeben: Was gibt mir eigentlich Energie? Was habe ich früher häufiger gemacht und ganz vergessen, wie gut mir das tut? Was kann ich tun, was vielleicht nur 3 Minuten dauert, aber mich in eine ganz andere Kraft bringt.

K: Gibt es noch konkrete Interventionen, die wir anwenden können?

J: Ich finde eine kleine Übung zum Thema eigene Stärken sehr schön und passend zu einem lauen Sommerabend auf dem Balkon: Trau dich, dein Umfeld zu fragen. Schreibe 10 unterschiedlichen Personen, Freundin, Eltern, ehemaliger Chef, Nachbarin etc. eine Nachricht und bitte sie, Dir bis zum nächsten Abend zu antworten, welche Stärken du aus ihrer Sicht hast. Lass dich überraschen und freue dich über die schönen und vielleicht auch rührenden Antworten.

Wrap up: Selbstführung? Ja, bitte!

Egal ob selbstständig, angestellt, Mama oder arbeitslos. Selbstführung ist ein Thema, was alle angeht! Mit der eigenen Energie richtig haushalten, sich über die eigenen Stärken, Werte und Ziele bewusst zu sein, gute Beziehungen zu pflegen und mit Hilfe von Perspektivwechsel schwierige Situationen zu meistern, das brauchen wir doch alle!

Vielen Dank, liebe Julia für deine Zeit und deine Sichtweise auf ein so wichtiges Thema. 

Über JUlia:

Bild Julia Selbstführung

Als zertifizierte systemische Personal & Business Coach, Kommunikationsexpertin und Anwenderin der positiven Psychologie begleitet Julia vor allem ambitionierte Frauen in Veränderungs- und Entwicklungsprozessen. Sie unterstützt ihre KlientInnen dabei, auch in herausfordernden Zeiten Raum für ihre Bedürfnisse und Ziele zu finden, ihr Leben bewusst zu gestalten und damit ihre Lebensqualität zu erhöhen. Julias Schwerpunkte sind positive Selbstführung, Life-Balance, Kommunikation und Visionen & Ziele.

Hier geht’s zu Julias Website.

 


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