
Resilienz: Warum es sich heute mehr als je zuvor lohnt, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken
Resilienz ist ein Buzzword geworden. Taucht an vielen Stellen auf, sei es im persönlichen Umfeld, im Arbeitskontext oder auf organisationaler Ebene. Es wird beschrieben als Immunsystem unserer Seele und als Fähigkeit, eine Krise gut durchzustehen und sich hierfür gegebenenfalls zu verändern oder anzupassen.
Resilienz ist…?
Was genau heißt das aber und vor allem warum scheint Resilienz gerade aktuell so relevant wie nie zu sein? Es gibt einen naheliegenden Grund für die steigende Bedeutung: In Zeiten der aktuellen Covid-19-Pandemie befinden wir uns alle im “Krisenmodus”. Denn diese weltweite Krise tangiert jeden von uns. Es geht für uns alle nicht nur darum, die Krise möglichst gut zu überstehen, sondern gestärkt aus ihr hervorzugehen. Nach diesem Verständnis sind Krisen etwas Positives: ein Sprungbrett zur Entwicklung von neuen Fähigkeiten und Lösungsideen. Und Resilienz kann als “krisenfestes, ganzheitliches Wachstum” (Quelle: Zukunftsinstitut 2020) bezeichnet werden. Hört sich extrem positiv an, wie wir finden. Nach einer Chance, die wir nutzen dürfen! Um genauer zu verstehen, was Resilienz im Alltag bedeuten kann und was wir tun können, um uns mit unserer Widerstandsfähigkeit auseinanderzusetzen und sie dann zu stärken, haben wir eine Expertin gefragt.
6 Fragen an Yasmin Choudhary
Yasmin Choudhary hat sich vor einiger Zeit zum Thema Resilienz “auf den Weg gemacht”, wie sie es beschreibt. Es war ihre persönliche Geschichte, die sie dazu brachte, Resilienz und ihre Bedeutung näher zu erkunden. Die Stärkung ihrer eigenen Resilienz hat sie mittlerweile in ihren Familienalltag (mit Partner und Kind) integrieren können. Meditation, gesunde Ernährung, Entspannung und ein gutes Netzwerk sind für sie das Fundament. Im Sommer 2020 hat sie ihre Resilienztrainerinnenausbildung gemacht. Als Teamleitung und Trainerin der InterDisziplinären Fortbildung (IDF) der Schwesternschaft München vom BRK e.V. spricht sie insbesondere Gesundheitsberufe an und ist überzeugt, dass gerade Menschen in sozialen Berufen persönliche Widerstandskräfte stärken sollten.
1) Was ist aus deiner Sicht Resilienz und warum ist sie gerade aktuell so bedeutsam?
Resilienz ist für mich persönlich ein innerer Wegweiser zur Stärkung der eigenen Widerstandskraft. Dieser innere Wegweiser steht direkt in Verbindung mit den eigenen Gefühlen, Gedanken und körperlichen Empfindungen, er führt mich direkt zu meinen Bedürfnissen (vgl. M. Rosenberg). Die Fähigkeit eigene Bedürfnisse spüren und diese auch erfüllen zu können, stärkt wiederum die eigene Widerstandskraft (Resilienz). Menschen, die Bedürfniserfüllung kultivieren, sind häufig auch in Krisenzeiten, wie wir sie jetzt pandemisch erleben, resilienter. Kleines Beispiel: Ich fühle mich einsam. Ich habe das Bedürfnis nach Austausch und Nähe. Ich verabrede mich mit einer Freundin auf einen Spaziergang mit Abstand und Maske und erfülle gleichzeitig mein Bedürfnis nach Bewegung und frischer Luft. Im Beispiel werden gleichzeitig weitere Resilienzfaktoren deutlich: Lösungsorientierung & Netzwerkorientierung.
2) Was würdest du sagen: Wer resilient ist, ist der…?
Der, der sich spürt! Resiliente Menschen spüren sich körperlich, seelisch, mental und können ihre Bedürfnisse benennen und erfüllen. Das klingt simpel und ist gleichzeitig ein lebenslanger Prozess. Wir haben das “Spüren” und “Wahrnehmen unserer Bedürfnisse” bereits im Kindergarten systematisch verlernt. Unsere Sozialisation ist geprägt von Menschenbildern, die das Funktionieren in den Vordergrund stellen. Erst langsam, vielleicht auch aufgrund von Krisen, weicht dieses eindimensionale Menschenbild.
3) Wie hast du persönlich zu dem Thema gefunden? Wann hat es bei dir Klick gemacht?
Ich war ein vermeintlich sehr gut funktionierender Mensch. Ich war ein Workaholic, immer unterwegs, viele Freunde, immer gut drauf. 😉 Doch mit der Geburt meines Kindes 2012 wollte ich nicht mehr nur funktionieren. Ich muss gestehen, ich wurde 2014 krank. Es wurde damals eine schwere Erschöpfungsdepression diagnostiziert. Erst wollte ich diese Diagnose nicht akzeptieren. Ein weiterer Resilienzfaktor ist im Übrigen die “Akzeptanz”. So kam ich zum Thema “Resilienz”. Die damalige Krankheit war mein persönlicher Wendepunkt im Leben.
4) Was haben Achtsamkeit und Optimismus mit Resilienz zu tun?
Ohne Achtsamkeit und Optimismus keine Resilienz. Ich erwähnte bereits die Resilienzfaktoren. Folgende Faktoren darf ich an dieser Stelle ergänzen: Zukunftsplanung, Zielorientierung, Lösungsorientierung, Verantwortungsübernahme, Optimismus, Akzeptanz, Opferrolle verlassen und Netzwerkorientierung. Dahinter steht das LOOVANZ Konzept. Dieses Konzept ist ein sehr alltagstaugliches und gleichzeitig evidenzbasiertes Konzept.
Das LOOVANZ Konzept:
Lösungsorientiert
Optimismus
Opferrolle verlassen
Verantwortungsübernahme
Akzeptanz
Netzwerkorientierung
Zukunftsplanung
5) Wie können wir uns an die eigene persönliche Resilienz “ranwagen”? Was sollten wir wissen und beachten?
Ich würde zunächst eine Standortanalyse zu den einzelnen Resilienzfaktoren vornehmen. Diese Analyse biete ich im Übrigen in einer Resilienzsprechstunde an. Im Prinzip geht es darum, die einzelnen Resilienzfaktoren zu beleuchten und Stärken und Schwächen aufzudecken.
6) 3 Praxistipps von dir: Wie können wir ganz konkret anfangen, die eigene Resilienz zu stärken?
- Sich selbst wieder körperlich, seelisch und mental spüren, mit Hilfe von geführten Mediationen, Yoga, Sport, Gespräche mit Gleichgesinnten und Achtsamkeitsübungen in der Natur.
- Bedürfnisse annehmen, verstehen, verbalisieren und erfüllen.
- Tools zur Bedürfniserfüllung kennenlernen & ausprobieren (lebenslang 😉 ).
Vielen Dank liebe Yasmin für deine Offenheit und die klaren und persönlichen Worte, die du mit uns geteilt hast. Deine Geschichte ist inspirierend und wir sind uns sicher, dass du in Zukunft auch Andere mit deiner Erfahrung und dem Wissen aus der Resilienztrainerinnenausbildung weiterbringen kannst.
Auf dem Blog findest du übrigens einige Artikel mit Zusammenfassungen und Erfahrungsberichten zu den von Yasmin genannten Tools wie Yoga, Meditation und Achtsamkeitsübungen – und zwar verpackt in alltagstaugliche Tipps und Inspirationen.
Über Yasmin Choudhary
Yasmin ist Mutter, Partnerin, Trainerin für Kommunikation & Persönlichkeitsentwicklung und leitet eine Bildungseinrichtung im Gesundheitswesen. Sie konzipiert, organisiert und gibt Workshops und liebt es, zu netzwerken. Sie brennt dafür, Menschen empathisch zu begleiten. Und so erreichst du Yasmin: www.rotkreuz-pflegefortbildung.de. Dort findest du auch die Resilienzsprechstunde (nicht nur für Gesundheitsberufe).
Beitragsbild: Drop the Label Movement auf Unsplash.
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