Freiheit_Regina Kirschke

Warum Freiheit ein Balanceakt ist, der beflügelt: Interview mit Regina Kirschke – Teil 1


Heute spreche ich mit Regina Kirschke über Freiheit. Für mich ist sie eine sehr inspirierende Frau, die es geschafft hat, sich aus ihrem eigenen Käfig zu befreien. Unsere Wege haben sich vor einigen Wochen bei einem Mentoring-Kurs gekreuzt. Regina ist selbständig als Coach und Mentaltrainerin. Und es gibt eine wichtige Gemeinsamkeit: Wir wollen beide unseren eigenen Weg gehen – und zwar mit viel Leichtigkeit und Leidenschaft.

 

Den ersten Teil des Interviews findest du hier.

Leni: Liebe Regina, ich find‘ es toll, dass du hier bist und dass wir unser Gespräch so spontan in die Tat umgesetzt haben! Was mich am meisten freut: Du bist auch ein „gelber Typ“: Einfach mal machen, offen sein für Neues, neugierig bleiben. Ich habe dich direkt als sehr leidenschaftlichen Menschen kennengelernt. Was entfacht das Feuer in dir, wofür brennst du?

Regina: Für meine Arbeit mit Menschen, ihnen dabei zu helfen, sich zu befreien von den Dingen in ihrem Leben, die sie einschränken! Und das können total unterschiedliche Sachen sein: Der eine ist unzufrieden im Job und findet keinen Ausweg, jemand anderes ist gefangen in einer Beziehung. Oder aber die vielen Menschen, die abhängig sind und sich immer wieder betäuben mit Alkohol, zu viel und zu ungesundem Essen, Nikotin. Mir geht es darum, gemeinsam Auswege zu entwickeln, die der- oder diejenige auch wirklich gehen kann, die machbar sind. Es geht darum, so viel Motivation, Mut und Klarheit zu schaffen wie nur möglich. Auf dieser Basis dann eine Vision, ein klares Ziel zu bauen, auf das die Person genau drauf zuläuft, ohne rechts und links abzubiegen oder wieder stehenzubleiben. Mein persönlicher Antrieb ist es, das Potential in den Menschen zu erkennen und das aus ihnen herauszuholen, was in ihnen steckt. Ich freue mich wie ein kleines Kind dabei, wenn die Menschen den Knoten in ihrem Leben lösen können, wenn der Weg frei wird und sie begeistert sind!

Leni: Warum ist Freiheit zu deinem Thema geworden? Wie hast du dich selbst befreit? Erzähl uns deine Geschichte dahinter.

Regina: Wenn ich gerade so darüber nachdenke, bekomme ich schon Gänsehaut, da in den letzten zwei Jahren so unglaublich viel bei mir passiert ist. Ich war jemand, der immer mit dem Fuß auf dem Gaspedal stand und mit 200 km/h auf der Autobahn immer links unterwegs war. Perfekt alles unter einen Hut bringen, noch mehr in noch kürzerer Zeit erledigen, alle Kanäle bedienen. Mit 2 Jobs, 2 Kindern, 2 pflegebedürftigen Elternteilen, 2 Katern aber nur 1 Ehemann war mir nie langweilig.

Aber natürlich kam der Punkt und es ging nicht mehr, nur habe ich es eben nicht gemerkt.

Wenn man keinen wirklichen Zugang zu seinem Befinden hat und Schmerzen, Energiemangel, Hunger, alles immer unterdrückt, dann geht man irgendwann auf dem Zahnfleisch. So war es auch bei mir. Vor allem meine Familie hat darunter gelitten. Ich war aggressiv, ungerecht, laut und alles andere als einfühlsam zu Hause. Natürlich nicht immer, aber viel zu oft. Dann kamen die Schuldgefühle und ich habe mich für mein Verhalten selbst gehasst, wenn ich mich mal wieder nicht unter Kontrolle hatte. Ich weiß gar nicht was ich alles probiert habe, um mich zu ändern. Ich habe Bücher gelesen, überall Zettel hin geklebt, die mich erinnern sollten. Meinem Mann gesagt, er möge mich hinweisen und wirklich diverse Tools probiert – nichts half. Mit unserem Sohn hatte ich in diesen Phasen so viel Stress und Ärger und habe ihm schon mal angedroht ihn ins Heim zu stecken und solch furchtbare Dinge. Es war echtes Chaos – wir haben so viel gestritten.

Erst als ich eine Freundin fragte, ob sie mit mir einen Achtsamkeitskurs machen will und sie Meditation ins Spiel brachte, wurde bei mir eine Wende eingeleitet. Aber unbewusst. Ich fing an, natürlich wie so oft nicht mit der Theorie, sondern gleich mit der Praxis. Und es war verrückt, diesen Entspannungszustand des Gehirns, den ich meinen Klienten in der Hypnose immer beibrachte, erlebte ich sofort recht extrem. Sprich: mein ganzer Körper reagierte, z.B. mit Zuckungen. Ich hatte auch eine Stimme im Ohr (während einer der ersten Meditationen), die sagte: „Du bist ein Heiler“. Ich dachte sofort „Wow, was ist das denn jetzt für ein Quatsch?“. Aber ich habe wohl unbewusst gemerkt, dass mir das Meditieren guttut und weitergemacht. Dazu habe ich ein Buch gelesen und so ergaben die Dinge, die ich in der Meditation erlebte, plötzlich auch einen Sinn. Ich verstand, was ich da tat und warum.

Meine Ausdauerfähigkeit aus dem Sport und meine innere Stimme halfen mir dabei, diese Entspannungszustände in meinen Alltag zu integrieren. Ein Retreat im April 2019 auf Mallorca, wo wir eine Woche mit 1500 Menschen meditiert haben und das mit unseren Zielen und Visionen verknüpft haben, war dann der Durchbruch. Als meine Familie nach der einen Woche zu mir kam, dachten sie vermutlich, ich stünde unter Drogen. Ich werde nie den Satz meiner Tochter vergessen: „ Können wir jetzt bitte immer so eine neue Mama haben, kann die jetzt immer bleiben?“

Ich war locker, ich konnte mit den Kindern Quatsch machen, ich war spontan und habe mich auf Dinge eingelassen, die ich nicht geplant hatte. Ich war verwandelt. Und bin seitdem beständig jeden Tag in meinen Meditationen auf mein Ziel zugelaufen.

Das Ziel war Freiheit – mein Mindmovie hieß „BEFREIT VON DER KETTE“ und gefühlt habe ich es eine halbe Millionen mal geschaut.

Leni: Jetzt habe ich Gänsehaut! Vor allem nach dem Satz von deiner Tochter! Nun möchte ich auf eine unserer Grundüberzeugungen hinaus: Balance is the key. Es geht in allen Lebensbereichen darum, die Balance zu finden. Wie hängen Freiheit und Balance im Leben zusammen?

Regina: Eine spannende Frage. Für mich ist Freiheit immer ein Balanceakt, denn ich möchte ja nicht egoistisch und selbstlos durchs Leben laufen.

Freiheit bedeutet für mich, mir Zeit für mich zu nehmen und meine Bedürfnisse, aber eben auch für andere da zu sein, für meine Familie, für Freunde, aber eben auch für meine Klienten oder für unseren zahnlosen Kater.

Für mich ist es immer ein Balanceakt, ein Tanz auf dem Drahtseil das alles zu bedienen, aber es treibt mich auch an, denn ich weiß, nur so geht es. Und mein Motto lautet: Alles, was mir bewusst ist, kann ich kontrollieren. Alles, was mir nicht bewusst ist, kontrolliert mich. Und es ist mir bewusst, dass ich mich immer wieder ausbalancieren darf. Es ist eine tägliche Übung und ja, mal gelingt es besser und mal kippe ich etwas zu einer Seite. Wichtig ist, immer wieder auf das Seil aufzusteigen und weiterzumachen.

Leni: Ganz genau! Wie heißt es so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Üben, wiederholen, scheitern, lernen, besser werden. Letztendlich ist es doch genau dieses Auf und Ab, was unser Leben ausmacht. Tanzen, Schwanken, vielleicht auch mal Fallen, aber genauso auch das Gleichgewicht wiederfinden. Ich danke dir so sehr, für deine Zeit, deine Impulse und deine Geschichte! Ich könnte stundenlang mit dir sprechen und fühle mich ganz beflügelt.

 

Fortsetzung folgt: live und in farbe

Und für alle, denen es genauso geht: Es gibt noch einen zweiten Teil. Über Reginas Rituale, Zeitmanagement, das riesige Repertoire unseres Unterbewusstseins und warum jeder von uns, der sich auf seinen eigenen Weg macht, ein mutiger Held ist, das erfahrt ihr in Teil 2. Plus: Es wird das gesamte Interview auch live und in Farbe als Videoformat geben – stay tuned!

 

Hier geht’s zu Teil 2.

 


Über Regina kirschke

Freiheit_Regina Kirschke

Regina Kirschke bietet Coaching, Mentaltraining sowie Achtsamkeit & Meditation in Braunschweig an. Seit mehr als 13 Jahren kommen Menschen zu ihr mit ganz unterschiedlichen Wünschen oder Problemen: beruflich, gesundheitlich, zwischenmenschlich, mit Kindern oder Eltern. Mit Hilfe von Hypnose, Coaching oder Mentaltraining löst sie gemeinsam mit ihren Klienten diese Themen auf hilft ihnen so auf dem Weg in ein Leben, das sich leicht und frei anfühlt.

 

 

Bild: Ava Sol auf Unsplash.


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