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10 Fragen an unsere Ernährungsexpertin (Teil 1/2)


Zum Thema Ernährung gibt es unzählige Meinungen. Ständig wird ein neuer Trend ausgerufen. Welche Ernährungsweise ist die Richtige? Wie ernährt man sich gesund? Mit diesen und anderen Fragen wenden wir an unsere Ernährungsexpertin, Marija Frick.

Dies ist der erste Teil des Interviews, in dem es um die Grundlagen einer gesunden Ernährung geht. Im zweiten Teil sprechen wir mit Marija über Themen wie Reizdarm, Zivilisationskrankheiten und Genuss. Sei gespannt!

Ich trenne den Körper nicht von seinem Innenleben

momentsfor.me: Hallo Marija, schön, dass du dir Zeit für unsere Fragen rund um das Thema Ernährung nimmst! Am besten wir fangen mit einer der wohl grundlegendsten Fragen an: Inwiefern hängt unsere Ernährung mit unserer körperlichen und seelischen Gesundheit zusammen?

Marija: Ich trenne den Körper nicht von seinem Innenleben. Gefühle sind ja zutiefst körperliche Prozesse. Übrigens auch unser Denken, da unsere Denkfabrik auch zum Körper gehört. Die Ernährung steht also in unmittelbarem Zusammenhang mit unserem Körper.

Das beste Beispiel ist, wenn jemand Heißhunger hat. Wie ist ein Mensch, wenn er Heißhunger hat? Unausstehlich! Um diesen Heißhunger zu stillen, greift er zu schnellen Kohlenhydraten. Logisch, denn der Körper will schnell satt werden. Aber wie fühlt man sich nach einer Portion Schokolade oder einem Plunderstückchen? Auf jeden Fall nicht leicht und frisch, oder? Sondern lediglich satt und kurz befriedigt. Das reicht dann maximal für circa zwei Stunden. Denn dann ist der Insulinspiegel wieder gesunken, der Körper bekommt wieder Hunger und der Mensch steht wieder unter Stress, schnell etwas essen zu müssen. Und schon wieder greifen wir zu schnell verfügbaren Kohlenhydraten wie Süßem, Weißmehlprodukten oder Softdrinks. Der Körper schüttet wieder Insulin aus. Dieses signalisiert uns: „Hilfe, ich verhungere, gib mir schnell etwas!“

Ernährung wirkt also direkt auf den Hormonhaushalt. Ernährung soll uns aber nicht stressen! Sie soll uns mit Nährstoffen versorgen und uns satt machen. Ein weiteres Beispiel: nach einer Nudelportion mit Sauce fühlen wir uns lange nicht so leicht, locker und trotzdem satt wie nach einer guten Portion Gemüse mit Hühnerbrustfilet oder Fisch.

Ernährung ist so individuell wie wir aussehen

momentsfor.me: Zum Thema Ernährung gibt es ja unzählige Ansichten: Vegan, Keto, Low-Carb, High-Carb, Paleo, Ayurveda etc. Wie stehst du dazu? Gibt es den einen richtigen Stil?

Marija: Nein. Es gibt nicht den einen Stil für alle. Wir sollten den Bezug zum eigenen Körper nicht verlieren. Jeder Körper tickt anders. Ernährung ist so individuell wie wir aussehen. Es liegt eine Selbstverantwortung in uns: Wir können selber exakt fühlen, was uns guttut. Und wenn wir das wieder schaffen, dann sind wir automatisch an einem Tag mal vegan, mal paleo, mal Ayurveda. Je nachdem, worauf wir Lust haben. Die goldene Mitte jeden Tag für sich selbst zu finden – das ist der eine richtige Stil, wenn du so willst.

momentsfor.me: Aber gibt es trotzdem Grundlagen, die man für eine gesunde Ernährung beachten kann? Was sind die Do’s und Don’ts?

Marija: Das ist im Grunde eine Vertiefung der vorigen Frage. Es geht immer um die goldene Mitte. Ich bin kein Freund von Dogmen. Aber wenn man Weißmehl, Milchprodukte, Zucker und Alkohol reduziert, dann tut man seinem Körper auf lange Sicht etwas Gutes. Reduzieren heißt für mich, diese Sachen ein bis zwei Mal pro Woche bewusst und in kleinen Mengen zu sich zu nehmen. Und irgendwann vielleicht sogar noch öfter darauf zu verzichten. Man weiß nämlich, dass diese Genussmittel der Beginn von systemischen Entzündungen sind. Gefolgt von Arteriosklerose, Krebs, Herzinfarkt und vielen weiteren. Ansonsten rate ich immer:

  • Fleisch, Eier und Butter aus Weidehaltung
  • Obst und Gemüse saisonal und regional
  • zwei bis drei Mal die Woche Fisch.

Das sieht doch schon allein wegen der vielen Farben auf dem Tisch viel schmackhafter aus, oder?

Bist du ein Sparer- oder ein Verschwender-Typ?

momentsfor.me: Definitiv! Das bringt uns zum Thema Kohlenhydrate. Die fehlen nämlich in deiner Aufzählung. Low-Carb galt lange Zeit und gilt zum Teil ja immer noch als die Ernährungsweise zum Abnehmen. Werden Kohlenhydrate zu recht verteufelt?

Marija: Jein. Es ist ein hochkomplexer Vorgang, wann und wie Kohlenhydrate in jedem einzelnen Körper wirken. Es ist tatsächlich bei jedem verschieden. Es gibt die verschwenderischen Typen, die alles verbrennen, was sie essen. Sie sind immer schlank. Dann gibt es noch die Speichertypen, die wirklich fast alles speichern, was sie zu sich nehmen.

Es liegt an so vielen Faktoren: Esse ich Kohlenhydrate nach dem Sport? Esse ich sie zu Mittag oder spät abends? Wie sieht es um meine Genetik aus? Bin ich ein Sparer- oder ein Verschwender-Typ? Treibe ich Sport? Wenn ja, welchen und wie oft? Welche Gewohnheiten habe ich über die Jahre entwickelt? Wie viel Übergewicht habe ich?

Unter’m Strich sage ich meinen Klienten immer Folgendes: „Schnelle“ Kohlenhydrate wie Weißmehl, Zucker etc. sollte man aus seinem Speiseplan verbannen. Komplexe Kohlenhydrate (z.B. Buchweizen, Amaranth, Quinoa, Hirse, Vollkornprodukte ohne Zucker) sind nicht so schlimm. Sie haben mehr Ballaststoffe und bleiben länger im Magen. Sie halten also länger satt und lassen den Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigen.

Den zweiten Teil des Interviews findest du hier.

 


Über Marija Frick

Marija Frick ist staatlich anerkannte Ernährungstrainerin und Beraterin für Gewichtsmanagement, sowie Beraterin für altchinesische Ernährungslehre. Seit 2006 berät sie Sportler, Kindergärten, Privat- und Firmenklienten in Murnau und München. Der Schwerpunkt ihrer Ernährungsberatung liegt in der Verbindung von westlich-wissenschaftlicher Forschung und 5.000 Jahre alten östlichen Erfahrungswerten. Mehr Infos über Marija findet ihr unter www.marijafrick.de.


 

Bild: William Felker auf Unsplash


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